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Sternotherus odoratus – Gewöhnliche Moschusschildkröte

Wissenschaftlicher NameSternotherus odoratus
Trivialname DeutschGewöhnliche Moschussschildkröte
Trivialname EnglischCommon Musk Turtle, Stinkpot
Größe7,5-14cm
Alter20-50+ Jahre
GattungSternotherus
Kurzinfo

Die Gewöhnliche Moschussschildkröte gehört zu der Familie der Kinosternidae (Schlammschildkröten) und ist eine der am kleinsten bleibenden Wasserschildkrötenarten, die sich für die Haltung in einem heimischen Aquaterrarium eignen.

Neben der Gewöhnlichen Moschusschildkröte gehören noch andere im Fachhandel oder bei europäischen Züchtern aufzufindenden Arten zur Gattung Sternotherus und werden damit auch kurz als „Moschusschildkröte“ gehandelt.

Sternotherus odoratus

So interessant die anderen Arten auch sind, weil sich nicht jede Information so einfach auf alle übertragen lässt- und nicht zuletzt aufgrund fehlender Erfahrungswerte auf unserer Seite – soll es hier ausschließlich um die Sternotherus odoratus gehen. Die übrigen Mitglieder der Gattung Sternotherus erreichen andere Größen, sehen anders aus und besiedeln ein etwas anderes Verbreitungsgebiet. Bitte lest euch also die passenden Informationen zu euerer bevorzugten Art durch.

Was spricht für die Gewöhnliche Moschusschildkröte?

Man sollte sich vom gewöhnlich klingenden Namen, dem überaus häufigen Auffinden in Zoofachgeschäften und dem äußerst geringen Marktwert dieses Tieres nicht täuschen lassen, denn die Sternotherus odoratus gehört unserer Meinung nach zu einer der besten und interessantesten Wasserschildkrötenarten, die man sich zu Hause halten kann.

Und das soll nicht einfach so dahergesagt sein. Wir haben im Laufe der Zeit insgesamt 7 verschiedene Wasserschildkrötenarten gehalten. Jede davon hat ihren Charme und ihre Vorzüge, dürften wir jedoch, rein hypothetisch, nur noch eine einzige Art beheimaten, so wäre es die Sternotherus odoratus.

Das liegt zum einen an der Größe des Tieres. Einer der größten Fehler, den Schildkröten-Einsteiger begehen können, ist es, sich ein farbenfrohes Tier auszusuchen, welches in wenigen Jahren Klodeckeln und Autoreifen Konkurrenz macht und eigentlich in keinem normalen Haushalt artgerecht gehalten werden kann. Mit ihren durchschnittlich 10cm Carpaxlänge (Panzerlänge) bildet die Sternotherus odoratus zwar nicht das Schlusslicht, gehört aber definitiv mit zu den kleinsten Vertretern der Wasserschildkröten. Das hat direkte Auswirkung auf die Haltung des Tieres in Sachen Aquarium, Technik und Futtermengen. Des Weiteren werden Männchen und Weibchen in etwa gleich groß, ihr erlebt also keine bösen Überraschungen, wenn das Geschlecht eueres Schlüpflings falsch bestimmt wurde.

Das Tier hat zwar einen gesunden Appetit und verschmäht selten Futter, anders als einige Vertreter der Gattung Kinosternon, ist die Sternotherus odoratus aber nicht ganz so extrem auf die Nahrungsaufnahme fixiert. Damit ist es einfacher das Tier bei seinen verschiedenen natürlichen Verhaltensweisen zu beobachten – ohne, dass es bei euerem Anblick sofort an der Scheibe klebt und nach Futter bettelt. Für viele überraschend ist dabei, dass zu diesen Verhaltensweisen neben dem Wühlen auf dem Bodengrund und Paddeln durch das Wasser unter anderem auch Klettern gehört. Es macht einfach Spaß dem Tier bei seinem Treiben zuzusehen.

Die Familie der Kinosternidae beinhaltet viele sehr robuste Tiere, die Gewöhnliche Moschusschildkröte bildet hierbei keine Ausnahme. Auch wenn jeder Tierhalter stets für gute und artgerechte Pflege zu sorgen hat, so haben Anfängerfehler dennoch nicht sofort schwerwiegende Konsequenzen für das Tier.

Der geringe Anschaffungspreis des Tieres, des Aquariums, der Einrichtung und der Technik ist dabei das I-Tüpfelchen und eben kein Makel. Dieses Kapitel soll nur kurz und knappt einige positive Aspekte vermitteln. Mehr dazu findet ihr in den einzelnen Kategorien weiter unten.

Welche „Nachteile“ hat die Gewöhnliche Moschusschildkröte?

Auch wenn wir nicht gerne von Nachteilen reden, kommen natürlich mit der Haltung der Sternotherus odoratus auch Herausforderung auf euch zu. Oder zumindest Aspekte, die im Vergleich mit anderen Arten weniger vorteilhaft erscheinen.

Geruch

Die Artenbezeichnung gibt einem einen ersten Hinweis darauf. Vor allem in jungen Jahren geben die Tiere als Verteidigungsmittel ein stinkendes Sekret ab, welches Feinde davon abschrecken soll ihnen zu Nahe zu kommen. Darauf bezieht sich der Namensteil Moschus, oder auch das lateinische odoratus von Odor (wie Geruch), was es heute auch noch im Deutschen gibt. Der englische Name „Stinkpot“ bringt es auf den Punkt. Diese Waffe wird das Tier anfangs auch gegen euch einsetzen – dies geschieht jedoch nur sehr selten. Hauptsächlich nur dann, wenn ihr das Tier in die Hand nehmt. Darüber hinaus verflüchtigt sich der Geruch recht schnell. Man sollte einfach darüber bescheid wissen, dann ist es kein Problem.

Auf der anderen Seite ist es aber ein Mythos, dass Wasserschildkröten ganz allgemein besonders stinken und einen Raum verpesten. Wenn das der Fall ist, dann stimmt höchstwahrscheinlich etwas mit der Haltung, dem Aquarium bzw. der Technik nicht. Die Tiere bzw. die Aquaterrarien stinken nicht per se!

Aggressivität

Ein weiterer Punkt, den man nicht überbewerten aber auf jeden Fall wissen sollte, ist die Aggressivität dieser Tiere. Nein, sie sind keine kaltblütigen Killer die euch ständig jagen und aufmischen wollen. Beißen gehört aber neben dem bereits erwähnten Sekret zu einem Abwehrmechanismus dieser Tiere und sie lassen es durch ein weit aufgerissenes Maul jeden wissen, der sie in ihrem Gefühl der Sicherheit stört. Alle Schildkröten beißen, aber kaum eine Art droht damit so konsequent wie die Moschusschildkröten. Es ist überhaupt kein Problem Moschusschildkröten zu halten, wenn man die Tiere kennt und sie nicht als Spielzeug oder Kuscheltier betrachtet. Wir wurden schon von Geckos gebissen, aber noch nie von unserer Moschusschildkröte. Es ist problemlos möglich im Aquarium zugange zu sein während das Tier noch darin ist, es wird sich schlicht verstecken. Das Tier frisst uns aus der Hand und kommt uns häufig freudig entgegengeschwommen. Wenn es auf seinem großen Landteil unterwegs ist und wir uns nähern, dann läuft es nicht weg. Das Tier kennt uns gut und wir kennen das Tier gut. Sobald wir es aber in die Hand nehmen müssen, beispielsweise weil es gewogen werden soll, dann begrüßt uns stets dieser Anblick:

Gemeingefährliche Kartoffel

Oft sieht sie kurze Zeit später aber schon wieder wie folgt aus:

sternotherus_odoratus_pulled_back
Etwas weniger gefährliche Kartoffel

Überreizt man es mit dem Halten, dann reicht es ihr aber auch schnell und sie wird wieder muffelig. Langer Rede kurzer Sinn: Behandelt euer Tier mit Respekt und passt auf eure Finger auf. Mehr dazu findet ihr unter der Kategorie Handhabung der Moschusschildkröte.

Winterruhe

Bei der Sternotherus odoratus müsst ihr euch mit dem Thema Winterruhe (bzw. verminderte Aktivitätenphase) auseinandersetzen. Ob diese Art unbedingt eine Überwinterung bei tiefen Temperaturen braucht oder nicht – da scheiden sich die Geister. Ihr müsst euch aber auf jeden Fall zumindest damit beschäftigen und verschiedene Quellen dazu zu Rate ziehen, um eine informierte Entscheidung diesbezüglich treffen zu können. Wir denken, dass dem Tier auf jeden Fall in irgendeiner Form ein Jahresrhythmus vermittelt werden muss. Da hat man es z.B. bei der Kinosternon scorpioides cruentatum deutlich einfacher.

Kletterkunst

Was wir oben als interessanten Vorteil gelistet haben, ist gleichzeitig auch ein kleiner Nachteil. Die Sternotherus odoratus ist ein überraschend guter Kletterer. Dass die Tiere klettern merken viele Halter recht schnell. Was wir aber zumindest nicht so schnell auf dem Zettel hatten, war das Ausmaß der Kletterkunst dieser kleinen Kartoffeln auf Beinchen. Man sieht es ihnen eben nicht an. Wir haben das Tier als Schlüpfling bei uns aufgenommen. So in etwa 6 Monate nach ihrem Einzug bei uns ist es passiert, das Tier ist die Rückwand hochgeklettert und aus dem Becken ausgebrochen. Glücklicherweise saßen wir zu diesem Zeitpunkt nicht weit vom Aquarium entfernt und haben es durch das Plumpsgeräusch schnell gemerkt. Das Licht war zunächst aus, sodass wir die ganze Szene nicht beobachten bzw. die Schildkröte nicht sofort sehen konnten.

Unseren Ohren und unserer Nase folgend fanden wir das kleine Tier aber dennoch recht schnell. Auf dem Boden neben dem Aquarium, völlig verschreckt, mit weit aufgerissenem Maul (ihrer typischen Drohgebärde) und vollgesudelt in ihrem Sekret saß sie da und müffelte vor sich hin. Strampelte ein kleinwenig weg, als man nach ihr greifen wollte, wehrte sich aber letztlich nicht und war heilfroh, als sie wieder in ihrem Becken saß und sich unter ihrer Wurzel verbuddeln konnte.

Dabei war das Becken zur Hälfte nach hinten hin abgedeckt. Nur ein Loch für den HQI Strahler über dem Sonnenplatz war ausgespart. Dass die Schildkröte zu solch einer akrobatischen Leistung in der Lage war, hatten wir uns bis dahin nicht vorstellen können. Die Abdeckung wurde danach sofort umgebaut und überhaupt erlebte das Becken und der Sonnenplatz im Laufe der Zeit einige Umbauten. Nachdem wir wussten, womit wir es zutun haben, passierte solch ein Vorfall seit dem seit vielen Jahren nicht nochmal.

Dem Tier ist dabei übrigens glücklicherweise nichts passiert, es ist zunächst auf eine Styroporkiste gefallen, die neben dem Aquarium stand, und ist von dort aus auf den Boden gekullert. Wir wünschten uns dennoch, dass wir über ihr Doppelleben als Spiderkröte vorher Bescheid gewusst hätten. Darum veröffentlichen wir es hier, damit andere Halter davor gewarnt sein mögen.

Unser Tier beim Klettern (nein, das ist nicht der erfolgreiche Fluchtversuch – sie klettert nur einwenig)

Was brauche ich für die Haltung der Gewöhnlichen Moschusschildkröte?

Nun wisst ihr um einige der Vor- und Nachteile Bescheid. Ein anderer wichtiger Punkt, der für die Entscheidungsfindung wichtig ist, sind die Dinge, die ihr neben dem Tier selbst für die Haltung der Sternotherus odoratus benötigt. Kurz zusammengefasst wäre das:

  • Aquarium: Das Becken, welches ihr zu euerem Aquaterrarium ausbaut
  • Aquarienunterschrank: Euer Becken muss irgendwo stehen.
  • Technik: Wasser- und Infrarot-Thermometer, Filter und Beleuchtung (samt Befestigung)
  • Einrichtung: Auquarienrückwand, Bodengrund, Wurzeln, Kork oder Weidenbrücken und u.U. Pflanzen
  • Futter: Mückenlarven, Artemia, Gammarus, Tubifex,Muscheln, Asseln und mehr

Aquarium

Eine der ersten Fragen, die sich einem aufdrängt, wenn man sich ernsthaft für die Anschaffung dieses Tieres interessiert, ist, wie groß ein Aquarium eigentlich ausfallen muss, um der Gewöhnlichen Moschusschildkröte ein adäquates Zuhause zu bieten. Sicherlich seid ihr über folgende Maße bereits auf etlichen Seiten gestolpert:

80x40x40

Also 80cm Breite, 40cm Tiefe und 40cm Höhe. Diese Maße stammen mit großer Wahrscheinlichkeit ursprünglich alle von derselben Quelle, Maik Schilde. Sowohl in seinem früheren Werk „Schlammschildkröten“ [SCHILDE01] als auch im etwas später erschienenem „Die Moschusschildkröte Sternotherus Odoratus“ [SCHILDE04] nennt er diese Maße.

Allerdings spricht er in diesen Büchern davon gleich drei ausgewachsene Tiere in diesen Behältern zu stapeln. Bitte seht unter allen Umständen davon ab! Nicht nur sind wir überzeugt davon, dass Moschusschildkröten nicht vergesellschaftet werden können und ausschließlich zur Paarung temporär zusammengesetzt werden dürfen, so sind diese Maße für drei Tiere natürlich absolut zu klein.

Ein 80x40x40 Becken kann für ein einzelnes Tier ausreichend Platz bieten, so werdet ihr es auch an vielen anderen Stellen als Empfehlung gelesen haben. Unserer Meinung nach ist das aber nicht unter allen Umständen der Fall. So macht eine andere Empfehlung ebenfalls die Runde – der Hamburger Mattenfilter. Der Filter hat viele Vorteile, so ist er zum Beispiel sehr preiswert sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb, aber er hat auch einen gravierenden Nachteil: Er nimmt den Tieren Platz weg. Denkt daran, dass noch Wurzeln, Steine, ein Landteil und u.U. auch noch ein Eiablageplatz ins Becken müssen und den Schwimmraum der Tiere bereits beschränken. Solltet ihr euch für ein 80x40x40er Becken entscheiden, raten wir deswegen von Innenfiltern Abstand zu nehmen und sich stattdessen für einen guten Außenfilter zu entscheiden. Außenfilter haben den Großteil ihrer Filtertechnik außerhalb des Beckens stehen und nehmen damit nur minimal viel Platz innehralb des Beckens in Anspruch. Wir betreiben alle unsere Becken mit großem Erfolg mit Außenfiltern.

Die Höhe des Beckens auf 40cm zu beschränken hat übrigens keinen tieferen Sinn, das ergibt sich schlicht daraus, dass 80x40x40 ein Standardmaß für Aquarien und daher relativ häufig im Handel anzutreffen ist. Findet ihr ein Becken mit ähnlichen Maßen und mehr Höhe, so nehmt auf alle Fälle das größere Becken.

Habt ihr 20cm mehr in der Breite anzubieten? Dann schaut euch doch ein anderes Standardmaß an:

100x40x50

Mit diesen Maßen findet ihr ebenfalls viele Becken, die kaum mehr kosten als die oben erwähnte Variante. Oft werden Becken verschenkt oder günstig auf dem Gebrauchtmarkt angeboten, habt ihr eine passende Transportmöglichkeit, solltet ihr zumindest einen Blick darauf werfen.

Beide Varianten und natürlich auch größere Becken können aber letztlich ein schönes Zuhause für eueren neuen Pflegling abgeben. Wichtig ist dabei, dass ihr es richtig einrichtet!

Aquarienunterschrank

Denkt daran, dass ihr neben einem Aquarium auch einen Unterschrank benötigt, der das Gewicht desselben trägt. Manchmal kann es günstiger sein sich eine Aquarium-Schrank-Kombination zu kaufen, schaut dazu ruhig auch mal bei Aquariuen-Bauern vorbei (online und offline), die das oft maßgeschneidert dazugeben. Uns persönlich hat es überrascht, dass das Ganze auch nicht mehr als Markenbecken von Juwel oder Eheim kostet, je nach Größe und Beschaffenheit kann es sogar deutlich billiger werden.

Habt ihr ein Transportmittel, welches Aquarium und Unterschrank sicher von A nach B befördern kann, lohnt es sich auch den Gebrauchtmarkt anzuschauen. Hier wird oft Aquarium samt Unterschrank angeboten.

Man liest, dass manche sich Unterschränke selbst bauen, beispielsweise aus Ytong. Wenn ihr die Suchmaschine euerer Wahl bemüht werdet ihr einige Beispiele sehen. Ob ihr das könnt oder nicht wisst ihr natürlich am besten. Wir können an dieser Stelle nichts weiter dazu sagen, da wir keinerlei Erfahrung damit gemacht habe und uns das im Übrigen auch nicht zutrauen würden. So ein Becken kann ein beachtliches Gewicht erreichen, 200kg sind selbst bei einem kleinen Becken schnell geknackt. Seid also vorsichtig!

Technik

Kommen wir zur Technik. Wie ganz oben bereits erwähnt, braucht man bei der Gewöhnlichen Moschusschildkröte erfreulich wenig Technik.

Kein Heizstab nötig

Zunächst einmal braucht ihr keinen Heizstab! Damit entfallen nicht nur die Anschaffungskosten für das Gerät selbst, sondern vor allem die laufenden Kosten. Die Wassertemperatur eines Beckens auf einem bestimmten, über dem der Raumtemperatur liegendem Level zu halten, ist ein energieintensiver Prozess. Dass das für das Becken der Moschusschildkröte nicht passieren muss ist damit ein großes Plus. Die Moschusschildkröte benötigt sowohl den Tag als auch das gesamte Jahr über wechselnde Temperaturen um einen guten Tag/Nacht- und Jahreszyklus zu erfahren. Euer Haus oder euere Wohnung wird das ganz von alleine leisten. Nachts wird es kühler sein als Tags und in der kalten Jahreszeit insgesamt kühler als in der warmen. Mehr dazu findet ihr weiter unten unter dem Kapitel Vorkommen, Temperaturdaten.

Filter

Ganz wichtig ist der Filter. Wie bereits einmal erwähnt ist der Hamburger Mattenfilter eine beliebte Wahl. Wir erinnern an dieser Stelle nochmal, dass diese Filter dem Tier signifikant viel Schwimmraum nehmen. Entscheidet ihr euch für ein eher kleines Becken, denkt darüber nach, ob ihr euch nicht auch mit einem Außenfilter anfreunden könnt. Denkt aber daran, dass ihr Außenfilter überdimensionieren solltet. Für ein 80x40x40er Becken reicht dann beispielsweise ein Eheim Professional 4+ 350.

Der Filter ist leise und zuverlässig, aber auch nicht günstig. Seht das als Anhaltspunkt bezüglich des Fassungsvolumens und der Umwälzleistung, es gibt viele ebenso geeignete Filter anderer Hersteller!

Ein weiterer Tipp der in Richtung Lautstärke geht: Wenn euch möglichst leise Betriebslautstärke ebenfalls nicht unwichtig ist, dann denkt darüber nach sowohl den Ein- als auch den Auslauf des Filters unterhalb des Wasserspiegels zu verbauen. Oft werden Regenrohre oder wasserfallartige Ausläufe dargestellt und damit indirekt empfohlen. Das sieht zwar ganz schön aus und plätscherndes Wasser ist am Anfang vielleicht auch ganz nett, als Dauerbeschallung aber ist das zumindest für uns vollständig ungeeignet. Es ist möglich die für die Schildkrötenhaltung notwendige Technik so leise zu bekommen, dass die Becken in Zimmern stehen können, in denen Leute (problemlos) schlafen. Wenn es für euch zu laut ist dann denkt nicht, dass das in der Natur der Sache liegt und nicht anders geht.

Beleuchtung

Bei der Beleuchtung gibt es zwei Kategorien, einerseits die allgemeine Beleuchtung für das Becken und die Pflanzen und dann die Beleuchtung, die die Schildkröte mit UV A+B sowie wärme versorgt.

Beleuchtung fürs Aquarium

Als Beleuchtung fürs Aquarium könnt ihr nehmen was ihr wollt oder was bei euerem Aquarium dabei war. Wenn ihr euch selbst etwas anschafft, sind LEDs wegen des Stromverbrauchs natürlich günstiger, auch wenn der Anschaffungspreis in der Regel höher ist. Diese Beleuchtung ist primär dazu da, dass euch die Pflanzen nicht eingehen. Sie kann und sollte aber auch für den Jahresrhythmus des Tieres eingesetzt werden. Mehr dazu unter der Kategorie Winterruhe.

Beleuchtung für das Tier (UV + Wärme)

Auch bei der zweiten Kategorie, dem Wärme und UV-Spender für das Tier, möchten wir es hier kurz und schmerzlos machen: Kauft euch eine Halogen-Metalldampflampe (HQI) mit Vorschaltgerät. Es gibt viel Gerede über unterschiedliche Alternativen, aber am Ende des Tages ist das für euch eine große Zeitverschwendung. Heutzutage macht es schlicht keinen Sinn irgendwelche veraltete Technik einzusetzen, die beim Anschaffungspreis minimal günstiger erscheint, was auf Dauer aber wegen des Betriebs multipler Leuchtmittel relativiert wird und für euer Tier auch noch schlechter ist. Würden wir verschiedene Hersteller kennen, deren Qualität und Eignung uns angemessen erscheint – wir würden sie euch hier vorstellen. Tun wir aber nicht.

Darum können wir euch hier nur die Lucky Reptile Lampen ans Herz legen.

Wir persönlich haben für all unsere Schildkröten das folgende Set im Einsatz:

Lucky Reptile BSST-70 Bright Sun Set ,Turtle 70 W, Metalldampflampe inklusive passende Fassung und Vorschaltgerät für Wasserschildkröten

Es enthält alles, was man benötigt und zwar in einem bereits zusammengebautem Zustand. Das macht das Produkt sehr einfach in der Handhabung. Es hat aber auch ein paar Haken.

Theoretisch sollten 35W für die Moschusschildkröte ausreichend sein. Man müsste die Lampe wahrscheinlich tiefer hängen, würde aber auf ausreichende Temperaturen am Sonnenplatz kommen. Im Set ist jedoch nur eine 70W Lampe enthalten. Schlimmer ist, dass in all unseren Sets nur Vorschaltgeräte beigelegt waren, die auch nur exakt diese 70W Lampen betreiben können. Kauft ihr euch das einzeln, dann könnt ihr euch folgendes Vorschaltgerät holen

Lucky Reptile Bright Control PRO III 35-70 W, Vorschaltgerät für Lucky Reptile Bright Sun Lampen

Dieses Gerät könnt ihr umstellen und es so für verschiedene Lampen nutzen. Aber ACHTUNG, ihr müsst dann unbedingt darauf achten, dass die Einstellung des Vorschaltgeräts zur Wattzahl euerer Birne passt! Betreibt ihr das Gerät im 70W Modus und packt aber eine 35W Birne rein, dann könnt ihr euch leicht vorstellen, dass das nicht gut ausgeht. Ebenso könnt ihr euch also nicht das fertige Set kaufen und einfach eine 35W Birne eindrehen. Das fliegt euch um die Ohren.

Wenn ihr euch dafür entscheidet nicht das Komplettpaket zu holen, dann denkt daran, dass ihr insgesamt folgendes benötigt

  • das Vorschaltgerät (z.B. Lucky Reptile Bright Control PRO III 35-70 W, Vorschaltgerät für Lucky Reptile Bright Sun Lampen)
  • eine Porzellan/Keramikfassung
  • das Leuchtmnittel selbst (z.B. Lucky Reptile Bright Sun UV Jungle, 35 W)
  • einen Reflektorschirm (GANZ wichtig! UV-Strahlung kann die Netzhaut schädigen)
  • eine Kette, mit deren Hilfe ihr das Ganze irgendwo befestigt.

Ihr könnt euch an dieser Stelle auch einfach das Komplettpaket anschauen und euch die Einzelteile herauspicken und nachkaufen.

99% der anderen, günstigeren Lösungen sind herausgeworfenes Geld, auch wenn da UV draufsteht und euch das in der Tierhandlung als passend angepriesen wird. Gute UV A und UV B Beleuchtung für wenig Geld existiert nicht.

Weil es so wichtig ist weisen wir nochmal darauf hin, dass UV-Strahlung eure und die Augen eurer Tiere schädigen kann. Vor allem billig zusammengebaute Beleuchtung ohne Schutzvorkehrungen kann hierbei wahlweise sinnfrei (weil kein UV abgegeben wird) oder aber gefährlich werden. Spart lieber nicht am falschen Ende.

Befestigung für die Beleuchtung

Nun habt ihr euer optimales Licht, habt aber nach wie vor noch eine Aufgabe zu lösen. Wie und wo soll das befestigt werden? Es gibt viele verschiedene Empfehlungen im Netz, die wir hier nicht wiederholen wollen. Stattdessen zeigen wir euch unsere präferierte Methode.

Das Stichwort dazu lautet Ampel. Nein, wir meinen nicht die Koalition aus SPD, FDP und Grünen und auch nicht die Verkehrsampel. Gemeint ist die Hängeampel, bzw. der Haltearm derselben.

HQI Strahler an Hängeampel Halterung. Für die Gewöhnliche Moschusschildkröte benötigt ihr in der Regel nur einen und nicht zwei Strahler

Diese Halterungen für Hängeampeln (manchmal auch Blumenampeln) gibt es in vielen verschiedenen Größen, Formen und Farben. Sucht euch etwas aus.

Das Modell auf dem Bild findet ihr wie folgt über die Suchmaschine eueres Vertrauens:

Esschert Design Haken für Hanging Basket, Wandhalterung für Hängekörbe, Befestigung für Hängeampeln, groß, ca. 35 cm

Diese Methode kann man überall dort einsetzen, wo das Becken parallel zu einer Wand steht. Bei uns ist das ausgerechnet bei der Moschusschildkröte nicht der Fall, ihr Becken steht wegen ihres Landteil-Anbaus über Eck. In diesem Fall haben wir einen schlichten Haken in die Decke gesetzt, an der die Lampe bzw. die an ihr befestigte Kette hängt.

Oder ihr probiert eine der anderen Lösungen aus, die ihr im Netz dazu findet. Vielleicht doch noch eine Sache. Es gibt beispielsweise von Exo Terra so eine Lampelhalterung, die man mit dem mitgelieferten Pad direkt an das Aquarium klebt. Erstens ist diese Halterung nicht hoch genug, zweitens hält der Klebstoff auf diesem Pad die Lampe nicht. Sowas kann böse ins Auge gehen, hohe Spannungen und Wasser vertragen sich nicht. Also aufgepasst. Probiert eueren Aufbau eine Weile stromlos und mit Sicherheitsvorkehrungen aus, wenn ihr euch nicht absolut sicher seid!

Thermometer

Ihr braucht zwei Arten von Thermometer. Eines wird ins Wasser gehängt und ist natürlich dazu gedacht, dass ihr die Temperatur eueres Aquarienwassers beobachten könnt. Das wird bei einer Moschusschildkröte die meiste Zeit unnötig sein, da man sich nicht an exakte Temperaturen zu halten hat. Es ist nicht verkehrt eines zu besitzen, sodass man im Notfall Extrema ermitteln kann. Es ist auch nützlich, wenn ihr Fische mit ins Becken setzen wollt, denn die haben durchaus Anforderungen an die Temperatur.

Die zweite Art von Thermometer solltet ihr euch unbedingt anschaffen. Die „Temperature Gun“ oder auch kontaktloses Infrarot-Thermometer genannt. Es gibt das Gerät in den verschiedensten Qualitäts- und Preisstufen, allesamt sind sie sehr erschwinglich! Unsere sieht so aus:

Infrarot -Thermometer

Ihr könnt euch irgend ein Modell aussuchen und holen, sie sind alle nicht exakt aber genau genug. So ein kontaktloses Thermometer ist für Reptilienhalter überaus praktisch. Bei euerer Moschusschildkröte wird es euch helfen zu kontrollieren, ob euer Sonnenplatz die benötigten 40°C erreicht und auf keinen Fall die 45°C übersteigt. Das ist nicht nur bei der initialen Einrichtung unverzichtbar sondern auch zur regelmäßigen Kontrolle. Je nachdem, wie ihr eueren Sonnenplatz umgesetzt habt, müsst ihr nämlich unbedingt regelmäßig kontrollieren. Manche Plätze heben und senken sich nämlich mit dem Wasserstand, sodass der Abstand zwischen Sonnenplatz und Birne sich verändert. Aber auch ein versehentliches verstellen oder einen defekt euerer Anlage könnt ihr so entdecken. Hält man mehrere Reptilien, ist das Gerät praktisch unverzichtbar.

Die Messung funktioniert, wie der Name schon andeutet, über einen Infrarot-Laser. Richtet das Gerät also auf die Stelle, die ihr messen wollt, drückt und haltet den Knopf unter dem Display. Ihr werden einen roten Laser sehen, den ihr nochmal genauer nachjustieren könnt. Beobachtet dabei das Display, nach einer Weile wird sich dort eine Temperatur einpendeln. Lasst den Knopf wieder los, wenn ihr mit der Messung fertig seid.

Womit füttert man die Gewöhnliche Moschusschildkröte?

Glücklicherweise ist die Sternotherus odoratus sehr unkompliziert was die Annahme von Futter angeht. Sie lässt sich mit einer breiten Palette an unterschiedlichen Futterarten ernähren, darunter meist Futtermittel aus tierischem Protein, gelegentlich aber auch pflanzliches Futter. Ihr solltest stets versuchen euerem Tier unterschiedliche Futtermittel zu reichen. Das bereichert nicht nur ihr Leben durch mehr Abwechslung in der Nahrung, eine ausgewogene Ernährung ist förderlich für Wohlbefinden und Gesundheit des Tieres.

Grundsätzlich habt ihr die Möglichkeit ihr Frostfutter, Trockenfutter,Lebendfutter, vorgekochtes/konserviertes sowie pflanzliches Futter zu reichen.

Frostfutter

Frostfutter bekommt ihr in vielen Tierhandlungen. Zum gern genommenem Frostfutter zählen rote Mückenlarven, Tubifex (Schlammröhrenwürmer), Muscheln, Garnelen, Krill, gelegentlich mal Stinte (diese nicht so häufig verfüttern). Denkt daran, dass ihr das Frotfutter im Gefrierschrank lagern müsst, damit das Futter nicht verdirbt. Achtet hierbei auf Hygiene und legt die Dinge nicht einfach so zu euerem Essen dazu. Wenn ihr kein gesondertes Fach dafür freimachen könnt, packt das ganze vorher in eine Tupperbox, die ihr immer wieder einmal reinigt.

Taut das Futtermittel vor dem verfüttern mit kaltem Wasser auf und lasst es annähernd Zimmertemperatur erreichen, bevor ihr es euerem Tier serviert. Es darf nicht zu kalt sein.

Trockenfutter

Auch beim Trockenfutter steht euch eine große Auswahl an Futtermitteln zur Verfügung. Die Tiere essen gerne unter anderem Gammarus(Bachflohkrebse), Artemiawürfel, Tubifex (in gefriergetrockneter Form), Garnelen, Seidenraupenpuppen, Soldatenfliegenlarven (Hermetia illucens) sowie getrockneten Fisch. Es ist ebenfalls nicht verkehrt von Zeit zu Zeit Pellets mit Vitamin A zu verfüttern – das solltet ihr aber wirklich nur selten und in moderaten Mengen machen, denn es kann zu einem Vitamin A Überschuss kommen.

Lebendfutter

Lebendfutter ist für viele Einsteiger ein Problem, fast alle lassen ihre Scheu aber mit der Zeit fallen. Lebendfutter essen die Tiere ganz besonders gerne. Unter anderem wird folgendes gerne angenommen: Asseln, Dubia Roaches (Argentinische Waldschaben), Regenwürmer, Schnecken, Heuschrecken/Grillen/Heimchen, Seidenraupen, Hornwürmer (kaum zu bekommen) – selten auch Mal Mehlwürmer und Zophobas.

Konserven

Seit geraumer Zeit gibt es vorgekochtes und in Konserven abgepacktes Futter, welches auch für Wasserschildkröten geeignet ist. Dazu gehören gekochte Heuschrecken, Schnecken, Grillen, Shrimps oder Mischungen wie „Turtle Blend“, in denen mehrere Futtermittel zusammen in eine Dose gepackt werden. Nach dem Öffnen muss das Futter im Kühl- oder Gefrierschrank gelagert werden, da es sonst verdirbt. Preis und Handhabung sind hier nicht ganz so gut wie bei den übrigen Futtermitteln, ihr werden selbst darauf kommen ,wie oft (oder ob überhaupt) ihr soetwas reichen wollt.

Pflanzliches Futter

Manche behaupten, dass die Sternotherus odoratus keine pflanzlichen Futtermittel annimmt. Das können wir zumindest bei unserem Exemplar nicht bestätigen. In jedem unserer Becken haben wir Wasserlinsen eingebracht und besonders unsere Moschusschildkröte isst stets reichlich davon. Ihr solltet also auf jeden Fall probieren auch pflanzliche Kost anzubieten.

Ist die Gewöhnliche Moschusschildkröte für Kinder geeignet?

Für einige wird die Frage entscheidend sein, ob die Gewöhnliche Moschusschildkröte für die eigenen Kinder ein geeignetes Haustier abgibt. Es ist schwierig bei dieser Frage die richtige Antwort zu finden. Ungeeignet ist die Gewöhnliche Moschusschildkröte für verantwortungsbewusste Kinder nicht. Es gilt bei ihr jedoch wie bei eigentlich allen Tieren, dass die Eltern bereit sein müssen, im Zweifelsfall die Pflege zu übernehmen.

Moschusschildkröten können deutlich älter 20 Jahre alt werden. Selbst wenn die Kinder dauerhaftes Interesse am Tier haben, so werden sie im Laufe der Zeit in einen Lebensabschnitt hineinwachsen, in dem sie mit hoher Wahrschienlichkeit, zumindest temporär, nicht mehr genügend Zeit für das Tier aufbringen werden können. Sei es durch eine Ausbildung, ein Studium oder ähnliche Ereignisse. Darum ist es wichtig, dass zumindest mehrere Personen in der Familie Interesse am Tier haben und so eine dauerhafte Verpflegung gewährleistet werden kann. Auch wenn kleinbleibende Wasserschildkröten einfacher vermittelt werden können als die 28cm (Carpaxlänge) und mehr erreichenden Schmuckschildkröten, dass das gelingt ist kein Garant und dem Tier ein Leben in einer Auffangstation zuzumuten wird sich keiner wünschen.

Ansonsten kommen natürlich nur Kinder in Frage, die reif genug sind zu verstehen, dass Schildkröten weder Schmusetier noch Spielzeug sind, denn sie können durchaus zubeißen.

Sind all diese Dinge bedacht, kann eine Moschusschildkröte ein wunderbares Haustier für Groß und Klein sein.

Können mehrere Moschusschildkröten gemeinsam gehalten werden?

Auch wenn ihr an einigen (glücklicherweise wenigen) Stellen etwas anderes lesen könnt, so sind wir davon überzeugt, dass die Sternotherus odoratus nicht mit anderen Schildkröten vergesellschaftet werden kann. Sei es dieselbe oder eine andere Art.

Hält sich die Aggression gegenüber euch als Haltern stark in Grenzen, sind die Tiere Artgenossen gegenüber gnadenlos. Während man sich beispielsweise bei einer Graptemys Vergesellschaftung über das Für und Wider noch streiten könnte (auch hier sind wir gegen eine Gruppenhaltung!), beißen Moschusschildkröten, um zu verletzen oder gar um zu töten. Auch wenn es für kurze Zeit gut gehen sollte, wenn es zu Streitereien kommt wird euer Eingreifen schlicht zu spät sein. So engmaschig können die Tiere gar nicht überwacht werden, als dass man unschöne Zwischenfälle ausschließen könnte.

Wir wisse um die Verlockung die Interaktion zwischen mehreren Tieren beobachten zu wollen, aber tut den Tieren und auch euch selbst einen Gefallen und seht davon ab. Die Probleme, die ihr euch im günstigsten Fall ins Haus holt, sind das nicht wert. Ihr müsstet plötzlich mehrere Becken betreiben. Im ungünstigsten Fall habt ihr mit schweren Verletzungen oder gar dem Verlust eines oder mehrerer Haustiere fertig zu werden.

Können Moschusschildkröten mit Fischen zusammengehalten werden?

Ja, das ist durchaus möglich. Ihr müsst damit rechnen, dass die Schildkröte ab und zu einen Fisch erwischen wird. Vernachlässigt ihr die Werte eueres Aquariums zu sehr und schwächt die Fische in besonderem Maße, dann könnte es auch passieren, dass das Tier die Hälfte oder mehr des Besatzes auffuttert. Das ist dann aber schon grob fahrlässiges Handeln. Davon abgesehen können einige Fischarten problemlos mit der Gewöhnlichen Moschusschildkröte vergesellschaftet werden.

Guppys, Mollys, Platys, Perlhuhnbärblinge, Amano- und Neocaridina-Garnelen sind ein paar Beispiele die so robust sind, dass sie in einer Vielzahl an Becken gut leben können.

Ihr müsst über die Temperaturen und Wasserwerte eueres Aquariums Bescheid wissen, um mehr und genauer prüfen zu können, welche Fische zu euerer Umgebung passen.

Der Umgang mit der Gewöhnlichen Moschusschildkröte (Handling)

Wie bereits mehrfach erwähnt sind Moschusschildkröten keine Schmusetiere, können relativ aggresiv sein und mögen es gar nicht aufgehoben zu werden. Ihr solltet sie daher nur so selten wie unbedingt nötig in die Hand nehmen, beispielsweise wenn ihr größere Umbauarbeiten am Aquarium vornehmen oder das Tier vermessen bzw. wiegen müsst.

Wenn es sein muss, ist es jedoch problemlos möglich sie in die Hand zu nehmen und mit ihnen umzugehen, dazu müsst ihr nur die richtige Handhabung erlernen. Nähert euch der Schildkröte mit euerer Hand stets von hinten und packt sie mit Daumen und Zeigefinger hinten am Schwänzchen vorbei zwischen den Hinterbeinchen am oberen und unteren Teil des Panzers – Zeigefinger am Carpax (oben) und Daumen am Plastron (unten) – versucht es auch andersherum, wenn euch das bequemer erscheint. Bei größeren Tieren kann es sein, dass ihr mehrere Finger zur Hilfe nehmen müsst. Hier kann euch die Schildkröte mit ihrem Kopf nicht erreichen und darum auch nicht beißen. Ihr müsst aber dennoch auf die Hinterbeinchen achten. Manchmal versucht das Tier sich mit diesen an euerer Hand abzustoßen, achtet also darauf, dass ihr sie fest genug haltet und auf keinen Fall fallen lasst. Oft lässt sich ein Punkt finden, an dem sie euch mit ihren Beinchen kaum oder gar nicht erreichen kann – das kommt aber auf die Größe des Tieres und die euerer Hand an. Das klingt jetzt komplizierter als gewollt, das Ganze ist recht intuitiv und ihr werden den Griff schnell beherrschen.

Man kann aber auch mit den Tieren interagieren ohne sie in die Hand nehmen zu müssen. So sind die Tiere stark futtermotiviert. Am Anfang könnten sie Futter verweigern und Angst vor euch haben, wobei das nicht auf alle Exemplare zutrifft. Bei jedem Exemplar trifft aber zu, dass euch das Tier mit der Zeit und etwas Geduld aus der Hand fressen wird. Ihr könnt Futterspuren hoch zum Landteil legen und beobachten wie sie mit der Zeit anfangen diese zu entdecken und sich Stück für Stück höher auf den Landteil wagen. Wenn ihr viel Zeit mit dem Tier verbringt und ihr stets positive Erlebnisse beschert, kann es sehr zutraulich werden und auch an Land nicht mehr vor euch fliehen. Natürlich ist es aber genauso spannend sie bei all ihrem Treiben auch einfach nur zu beobachten, ohne in das Geschehen einzugreifen.

Landteil und Sonnenplatz

An der einen oder anderen Stelle liest man, dass Moschusschildkröten sich immer nur verstecken und keinen Sonnenplatz, damit kein UV(A+B) brauchen. Das genaue Verhalten wird sich von Tier zu Tier unterscheiden, aber diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch. Sie ist eine selbst erfüllende Prophezeiung, denn wenn man keinen oder keinen adäquaten Sonnenplatz anbietet, dann wird sich das Tier natürlich nicht sonnen. Unser Exemplar sonnt sich täglich und ausgiebig und zwar am liebsten an Land. Aufgrund anderslautender Informationen und fehlender Erfahrungswerte mit unserem Tier haben wir das natürlich nicht von Anfang an gewusst und in der Anfangszeit wollte die kleine Kartoffel auch nur höchst ungern irgendwo in die Nähe des Sonnenplatzes kommen. Wir haben dennoch immer wieder die Möglichkeit dazu angeboten.

Von Anfang an war ein Flachwasserbereich vorhanden, in dem sie sich hat sonnen können. Sie hat diesen Bereich zwar immer wieder mal durchwandert, war aber nie wirklich interessiert. Mit einer Futterspur hoch zum Land konnten wir ihr Interesse daran steigern.

Relativ schnell gingen wir dann zu einem Schwimm- und Klemmkork über, bei vielen unserer anderen Pfleglinge funktioniert das gut. Damit hat man einen festen und einen schwimmenden Kork im Becken, wobei der schwimmende Part sich irgendwo halbwegs einhaken muss, damit genügend Stabilität vorhanden ist, sodass das Tier diesen besteigen kann. Unsere Sternotherus odoratus fand dieses Konstruk schon etwas interessanter, war aus unserer Sicht aber noch nicht vollstens zufrieden. Sie liebte es einfach zu klettern und darum haben wir uns dazu entschieden, ihr eine Kletterburg aus Aquariumrückwand zu bauen, die oben direkt einen Einsatz für ein Sandbecken hatte.

Kartoffel im Sandkasten

Dass sie diese fürs Klettern verwenden würde haben wir erwartet. Überraschend war für uns aber, dass sie damit auch in Sachen Sonnenbäder durchstarten würde. Aus einem gelegentlichen Vorbeiwatscheln unter dem Strahler wurden stundenlange Sonnpartien, die immer häufiger wurden. Den Sand nutzte sie für Buddelspiele aller Art. Der Aufbau hatte natürlich den Vorteil, dass es Landteil und Sonnenplatz zugleich sein konnte. Unter Wasser diente die Kletterburg als Höhle, in der sich das Tier gerne aufhielt.

Landteil aus Aquarienrückwand. Das ganze Konstrukt ist auf 10 Schieferplatten geklebt, die unter dem Aquariuengrund verbuddelt werden und einen Auftrieb verhindern. Sämtliche Teile wurden mit Silikon verklebt und beinahe eine Woche lang austrocknen lassen.

Bitte versteht das nun nicht als Anforderungen sondern lediglich als Beispiel und Anregung. Dasselbe Konstrukt hat bei unserer Kinosternon scorpioides cruentatum beispielsweise überhaupt nicht funktioniert, sie ist viel zu „kletterfaul“ und ignoriert alles, wo sie nicht per Rolltreppe hochgefahren wird. Und wir können uns vorstellen, dass das bei anderen Exemplaren der Sternotherus odoratus ebenso nicht unbedingt der Goldstandard ist.

Bei uns ist das Konstrukt übrigens auch nicht mehr im Einsatz. Inzwischen hat die kleine Kartoffel einen Maßgefertigten Anbau mit großem Garten bekommen:

Kartoffel auf dem Weg zum Landteilanbau

Für unser Tier macht dieser absolut Sinn, denn es nutzt ihn ständig – sowohl nachts als auch tagsüber!

Kartoffel an Land

Das ist ein extra Luxus und auf jeden Fall kein Muss für die Haltung der Gewöhnlichen Moschusschildkröte. Ein Klemmkork, herausragende Wuzeln mit entsprechend großer Fläche und andere Aufbauten und Einsätze können wunderbar funktionieren. Die Hauptsache ist, dass ihr euerem Tier die Möglichkeit an Land zu kommen und sich zu sonnen nicht verwehrt.

Wie muss der Sonnenplatz beschaffen sein und welche Temperaturen müssen erreicht werden?

Wie genau der Sonnenplatz beschaffen sein muss müsst ihr unter Umständen selbst herausfinden und es könnte sich durchaus im Laufe der Zeit ändern. Prinzipiell gilt, dass auf dem Sonnenplatz

40°C

erreicht werden sollten. Vorteilhaft ist es, wenn es einen Platz gibt, auf dem die Schildkröte komplett abtrocknen kann, also samt Plastron (Bauchpanzer). Dazu muss der Platz selbst sehr trocken sein. Man liest, dass einige Tiere sich jedoch immer nur im Flachwasser sonnen. Beobachtet euer Tier und gestaltet den Sonnenplatz entsprechend.

Braucht die Gewöhnliche Moschusschildkröte immer einen Eiablageplatz?

Grundsätzlich gilt: Weibliche Wasserschildkröten können stets Eier legen, auch wenn sie noch nie mit einem Männchen verpaart wurden. Das ist nicht weiter ungewöhnlich und ihr kennt das sicher auch von Hühnern. Das bedeutet, dass ihr für ein Weibchen früher oder später einen Eiablageplatz einrichten müsst.

Wenn ihr einen Schlüpfling bei euch aufnehmt, so werdet ihr für mindestens die ersten 2 Jahre sehr wahrscheinlich keinen Eiablageplatz brauchen, es sei denn ihr überfüttert euer Tier massiv und lasst es so ungewöhnlich schnell wachsen. Das wäre jedoch eine Ausnahmesituation.

Wahrscheinlich braucht man auch im dritten Jahr keinen, aber ab dann wird es schwieriger das mit Sicherheit zu sagen. Seid ihr im Verlauf des dritten Jahres unsicher oder wisst aber genau, dass ihr ein Weibchen habt, solltet ihr euch um einen Eiablageplatz Gedanken machen.

Vorkommen, Temperaturdaten

Verbreitungsgebiet mit wenigen Datenpunkten grob geplottet. Für genaue Angaben siehe [TTWG 2021 S. 128]

Das Verbreitungsgebiet der Gewöhnlichen Moschusschildkröte ist sehr groß. Es erstreckt sich im Norden vom Süden Kanadas in Ontario und Quebec, im Osten bis Maine im Norden der USA oder North Carolina, wenn wir uns die Mitte des Landes anschauen. Im Westen wurden sie bis nach Chihuahua, Mexiko beobachtet, wobei sie hier möglicherweise inzwischen ausgestorben sein könnten, zumindest in letzter Zeit nicht mehr beobachtet wurden. Gesichert sind sie aber noch bis Texas, USA aufzufinden. Und im Süden der USA bis nach Miami, vgl. [TTWG 2021 S. 128].

Um ein Gefühl für die Temperaturen zu bekommen, mit denen dieses Tier zurecht kommt, schauen wir uns zur groben Näherung die Wetterdaten für einige interessante Punkte dieses Verbreitungsgebietes an. Dabei scheinen uns Stellen aus allen vier Himmelsrichtungen des Gebiets interessant zu sein, wobei natürlich die Breitengrade die signifikantesten Unterschiede zutage bringen.

JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezember
Luft-4,4°C-4,4°C-0,3°C5,8°C12,3°C18,2°C21,9°C21,5°C18,2°C11,4°C5°C-0,6°C
Wasser3,8°C2,9°C2,8°C3,5°C6,8°C14,1°C20,4°C21,6°C19,6°C14,4°C8°C5,3°C
Durchschnittliche Temperatur TORONTO, Luft abgerufen Mai 2022 [CDTORONTO], Wasser abgerufen Mai 2022 [STTORONTO]
JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezember
Luft5°C6,8°C10,6°C16°C20,8°C24,9°C26,4°C25,8°C22,7°C16,7°C10,8°C6,9°C
Wasserno datano datano datano datano datano datano datano datano datano datano datano data
Durchschnittliche Temperatur Charlotte, Luft abgerufen Mai 2022 [CDCHAR], keine Daten zu Wasser
JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezember
Luft11,4°C13,7°C17,2°C21,2°C24,6°C27,9°C28,8°C29,8°C26,7°C22°C16,5°C12,2°C
Wasserno datano datano datano datano datano datano datano datano datano datano datano data
Durchschnittliche Temperatur San Antonio,Texas, Luft abgerufen Mai 2022 [CDANTON], keine Daten zu Wasser
JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezember
Luft20,5°C21,4°C22,3°C24°C25,6°C27°C27,8°C28°C27,2°C25,8°C23,4°C22°C
Wasser24,2°C24,2°C24,6°C25,6°C26,9°C28,5°C29,5°C29,9°C29,4°C28,2°C26,5°C25,3°C
Durchschnittliche Temperatur Miami, Luft+Wasser abgerufen Mai 2022 [CDMIAMI]

Die obigen Daten sind nur mit größter Sorgfalt zu genießen und können maximal als sehr grobe Näherung betrachtet werden. So unterscheiden sich Temperaturen in Wasser und in der Luft immer und die Tiere verbringen den Großteil ihres Lebens eben im Wasser. Es gibt aber oft gar keine Daten dazu. Die Daten zu Wassertemperaturen, die wir haben, stammen wahrscheinlich aus größeren Wasseransammlungen und können nicht mit jeder Pfütze gleichgesetzt werden. All das gibt uns aber ein grobes Gefühl über das breite Spektrum der Temperaturen.

Neben diesem Rundumblick der Wetterdaten wäre es interessant die Verteilung der Population auf die verschiedenen Teile des großen Verbreitungsgebiets zu beachten. Solche Daten könnten uns an dieser Stelle Einblick darin geben, welche Temperaturen die Tiere nicht nur überleben sondern bevorzugen. So entfallen z.B. nur ca 5% der weltweiten Population der Sternotherus odoratus auf Kanada [CANADAREP], wo die besonders kalten Temperaturen erreicht werden. Bisher konnten wir leider keine genaueren Daten außerhalb Kanadas dazu finden.

Wirklich interessant wären natürlich die Daten, die zu euerem Tier passen. Leider lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, woher dieses bzw. dessen Vorfahren stammen.

Wahrscheinlich stammen die meisten in Europa erhältlichen Süßwasserschildkröten ursprünglich aus den großen Farmen aus dem Südosten der USA, mit Louisiana als größten Produzenten, vgl. [MFTEUS]. Ob die Tiere dann aber auch aus der dortigen direkten Umgebung der Natur entnommen wurden, lässt sich nicht nachweisen, auch wenn die Vermutung nahe liegt.

Diese Daten lassen nicht viele eindeutige Schlüsse zu. Zumindest lässt sich aber mit einiger Sicherheit sagen, dass die Tiere mit einer großen Spannbreite an unterschiedlichen Temperaturen zurechtkommen.

Welche Temperaturen und Wassererwerte müssen für die Gewöhnliche Moschusschildkröte erreicht werden?

Wie ihr im vorhergehenden Kapitel gesehen habt, sind die Spannbreiten der verträglichen Temperaturen für diese Tiere sehr breit gefächert. Wichtig ist nicht welche Temperaturen erreicht werden, sondern dass es einen gewissen Rhythmus gibt, der Tag von Nacht und warme von kalter Sommerzeit unterscheidbar macht. Euer Haus oder euere Wohnung wird bereits einem natürlichen Rhythmus folgen, der nachts und zur Winterzeit für kühlere Temperaturen und ansonsten eben für wärmere sorgt. Wir empfehlen daher das Wasser ohne Heizstab alleine durch die Temperatur eueres Wohnraums zu „beheizen“.

Bezüglich der Wasserwerte müsst ihr der Schildkröte wegen nichts besonderes beachten. Die Tiere gehören zur Familie der Schlammschildkröten, sie bewohnen zwar auch klares Wasser aber ebenso Tümpel, Pfützen und sonstige Gewässer. Da die Tiere das Wasser, in dem sie schwimmen, auch trinken, solltet ihr dennoch auf einen regelmäßigen Wasserwechsel achten.

Auf besondere Wasserwerte müsst ihr achten, wenn ihr die Moschusschildkröte mit Fischen vergesellschaften wollt. Was das für Werte sind werdet ihr anhand gesonderter Informationen zu den euch interessierenden Fischen in Erfahrung bringen müssen.

Quellenverzeichnis

TTWG [Rhodin, A.G.J., Iverson, J.B., Bour, R., Fritz, U., Georges, A., Shaffer, H.B., and van Dijk, P.P.]. 2021. Turtles of the World: Annotated Checklist and Atlas of Taxonomy, Synonymy, Distribution, and Conservation Status (9th Ed.). In: Rhodin, A.G.J., Iverson, J.B., van Dijk, P.P., Stanford, C.B., Goode, E.V., Buhlmann, K.A., and Mittermeier, R.A. (Eds.). Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. Chelonian Research Monographs 8:1–472. doi:10.3854/crm.8.checklist.atlas.v9.2021.


[CANADAREP] https://www.canada.ca/en/environment-climate-change/services/species-risk-public-registry/cosewic-assessments-status-reports/eastern-musk-turtle-sternotherus-odoratus.html#_10

[CDTORONTO] https://en.climate-data.org/north-america/canada/ontario/toronto-53/

[CDMIAMI] https://en.climate-data.org/north-america/united-states-of-america/florida/miami-1641/

[STTORONTO] https://seatemperature.info/toronto-water-temperature.html

[CDCHAR] https://en.climate-data.org/north-america/united-states-of-america/north-carolina/charlotte-1633/

[CDANTON] https://en.climate-data.org/north-america/united-states-of-america/texas/san-antonio-417/

[MFTEUS] Mali I, Vandewege MW, Davis SK, Forstner MRJ. Magnitude of freshwater turtle exports from the US: long term trends and early effects of newly implemented harvest management regimes. PLoS One. 2014; 9(1). pmid:24475128 

[SCHILDE01] Schilde, Maik, Schlammschildkröten Kinosternon, Sternotherus, Claudius und Staurotypus, 2001, ISBN: 3-931587-59-2

[SCHILDE04] Schilde, Maik, Die Moschusschildkröte Sternotherus Odoratus, 2004, ISBN: 978-3-937285-34-4